21.5. - 21.6.
Symbol: | |
Element: | Luft |
Herrscherplanet: | Merkur |
Lebensmotto: | Ich denke Ich zweifle |
Ganz anders als der naturverbundene, die Ruhe und das Bewährte schätzende Stier kommen die Zwillinge daher: neugierig, wissbegierig, offen für Neues und innerlich immer irgendwie auf dem Sprung. Wo dem Stier das sich-auf-etwas-festlegen Sicherheit verschafft, verschafft das den Zwillingen Unbehagen. Zum ersten Mal haben wir es hier im Tierkreis mit einer Zweiheit zu tun, es sind "die Zwillinge" und das heißt: Eindeutigkeit ist hier nicht vorgesehen, vielmehr gehört der Zweifel zum Programm. Und um überhaupt zweifeln zu können, brauchen die Zwillinge Informationen, Kontakte, Gespräche und Anregungen.
Einen typischen Zwillinge-Vertreter können wir uns gut in einer Großstadt vorstellen, das Handy am Ohr, auf dem Weg zu einem Meeting. Diskussionen werden mit Eifer geführt, und da Zwillinge sich meist für vieles interessieren, haben sie auch viel zu sagen. Überhaupt: reden! Das Lebenselixier echter Zwillinge.
Manche Zeitgenossen (oft Vertreter von Erd- oder Wasserzeichen) vermissen bei den Zwillingen den Tiefgang und werfen ihnen demzufolge Oberflächlichkeit vor. Das wird den Zwillingen aber nicht gerecht. Ihre Aufgabe ist es, vielseitig zu sein, leicht und locker und vor allem: offen zu sein. Dadurch können und dürfen sie sich eben nicht festlegen, sondern bleiben im besten Sinne unverbindlich: nicht verbunden mit etwas, sondern aufgeschlossen.
Die Tatsache, dass wir es bei den Zwillingen mit einer Zweiheit zu tun haben, zeigt uns bereits das Wesentliche dieses Tierkreiszeichens: Begegnung, Kontakt, Austausch und Zweideutigkeit, statt Eindeutigkeit. Das ist nicht immer einfach: "Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust" - davon können die Zwillinge ein Lied singen. Zum Glück entspricht es nicht dem Naturell der Zwillinge, lange Zeit Trübsal zu blasen. Dazu ist die Welt zu interessant. Und die Zwillinge von ihrem Temperament zu heiter-unbeschwert.
Von den Zwillingen können wir lernen, dass wir in einer spannenden Welt leben, über die es viel zu wissen gibt. Offenheit und Neugierde sind für dieses Tierkreiszeichen kennzeichnend und schützen vor Vorurteilen und Rechthaberei.
Darüber hinaus lehren uns die Zwillinge als Zeichen der "Zweiheit", flexibel und anpassungsfähig zu sein - denn niemand weiß besser als sie, dass es immer zwei Seiten einer Medaille gibt. Sich festlegen hingegen birgt immer die Gefahr der Einseitigkeit. Außer vielleicht auf diese Erkenntnis: "Ich weiß, dass ich nichts weiß."
Zudem stehen die Zwillinge wie kein anderes Zeichen für die Kunst, mit Leichtigkeit durchs Leben gehen. Auf unsere Lebensabschnitte übertragen, entsprechen die Zwillinge der Jugendzeit. Erinnern wir uns - wie war das damals? Die meisten von uns verbinden mit dieser Zeit Offenheit, eine innere Such-Haltung, Kontakte und Freundschaften sowie eine Ausbildung, sei es nun eine Lehre oder ein Studium. Alles Zwillinge-Themen, die uns daran erinnern, dass wir Lernende auf dieser Welt sind - eine sehr weise Haltung.
Ein Zwillinge-Märchen: Das tapfere Schneiderlein
Einen Vertreter des Tierkreiszeichens Zwillinge finden wir im tapferen Schneiderlein.
Zunächst verweist die Bezeichnung des Heldens, ein Schneiderlein, das "leicht und behänd" ist, auf die bereits erwähnte Leichtigkeit der Zwillinge, die sich hier körperlich ausdrückt. Damit wird deutlich, dass die Stärke des Schneiderleins weniger in seiner Körperkraft, sondern eher in seinem klugen und gewitzten Geist begründet liegt, wie sich im Verlauf der Geschichte noch herausstellen wird.
Zunächst ist da der Wettstreit mit dem Riesen, in dem geklärt werden soll, wer der Stärkere von beiden ist. Körperlich ist der Schneider natürlich unterlegen, doch mit seiner Schlauheit schafft er es, den Kampf trotzdem für sich zu entscheiden. Der Riese zerquetscht einen Stein - das Schneiderlein ein altes Stück Käse, der Riese wirft einen Stein weit in die Luft - das Schneiderlein nimmt stattdessen einen Vogel, der viel weiter fliegt als der Stein. Der Riese schleppt einen schweren Baumstamm - das Schneiderlein trägt nicht mit, sondern schwingt sich unbemerkt auf die Äste und lässt sich vom Riesen mittragen.
Als der Schneider die Krone eines Kirschbaums nicht zu halten vermag und dadurch in die Luft geworfen wird, behauptet er einfach, er sei absichtlich über den Baum gesprungen und fordert den Riesen auf, es ihm gleichzutun, was dieser natürlich nicht schafft. Hier sehen wir die Geschicklichkeit, mit der das Schneiderlein sich auch aus ungünstigen Situationen herauszureden vermag.
Als das Schneiderlein dann auch den heimtückischen Mordanschlag des Riesen überlebt und am nächsten Morgen putzmunter auftaucht (statt in das große Bett des Riesen hatte sich das Schneiderlein lieber in eine Ecke gelegt und wurde so von der Eisenstange des Riesen nicht erschlagen), da ergreift der Riese endgültig die Flucht. Der Riese besitzt nichts als Körperkraft, er hinterfragt auch nichts und ist so dem Schneiderlein mit dessen Schlauheit und Geschicklichkeit völlig unterlegen.
Die Aufgabe, die der König dann dem Schneiderlein stellt, zwei Riesen zu töten, löst dieser auf geschickte und schlaue Weise. Die Reiterschaft des Königs lässt der Schneider zurück, damit es keine Zeugen gibt, verkauft das aber natürlich anders: Er habe keinen Beistand nötig. Dann klettert er auf einen Baum, unter dem die Riesen schlafen und bewirft sie mit Steinen. Die Riesen, die sich gegenseitig des Steinewerfens verdächtigen, geraten darüber in Streit und schlagen sich gegenseitig tot. Das Schneiderlein versetzt den toten Riesen noch ein paar Schwertstiche und lässt sich als Held feiern. Hier finden wir im übertragenen Sinn eine weitere Zwillinge-Qualität: Neutralität: Die Riesen kämpfen auf Leben und Tod, das Schneiderlein dagegen sitzt auf dem Baum und ist nicht involviert. Auf unseren Alltag bezogen zeigt uns diese Szene : Statt sich den Kopf einzuschlagen, weil man meint, im Recht zu sein, ist es besser, mit Abstand eine Situation zu betrachten - eine weise Haltung.
Der König gibt dem Schneiderlein trotz dessen Sieg nicht die versprochene Belohnung, sondern verlangt noch zwei weitere Taten von ihm. Der Schneider nimmt es locker und löst auch diese Aufgaben in bewährter Weise: Zeugen werden zurückgelassen, dem Einhorn, das er fangen soll, weicht er in letzter Sekunde aus, sodass das Tier sich mit seinem Horn in einen Baum verrennt und dort feststeckt. Das Wildschwein lockt er in eine Kapelle, um sich dann durch einen Sprung aus dem Fenster zu retten und das Schwein einzusperren.
Wir finden hier die Flexibilität der Zwillinge wieder, aber auch das sinnbildliche sich-nicht-festlegen: schnell und wendig weicht der "flüchtige Held" aus und kann sich so seinen Spielraum bewahren - die anderen aber verrennen sich und stecken fest. Und auch hier zeigt sich: Kraft ohne Klugheit reicht nicht, Klugheit ohne Kraft aber schon.
Am Schluss übersteht das Schneiderlein die List des Königs, ihn doch noch loszuwerden, dank des Hinweises eines Dieners. Während die Häscher des Königs vor seinem Schlafgemach warten, stellt sich der Schneider schlafend, um dann laut zu rufen, dass er angesichts seiner Heldentaten natürlich keine Angst vor den Männern hätte, die da vor seiner Schlafzimmertür stehen würden. Damit entsteht endgültig der Eindruck, dass der Schneider unbesiegbar sei und so bleibt er dank seiner Klugheit und Geschicklichkeit bis zu seinem Lebensende König.
Zitate zum Zwillinge-Thema
"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust ..." (Goethe)
"Zwar weiß ich viel, doch möcht ich alles wissen." (Goethe)
"Unterhaltung sollte alles berühren, sich aber auf nichts konzentrieren." (Oscar Wilde)
"Cogito ergo sum." ("Ich denke, also bin ich"). (René Descartes)
"Sich regen bringt Segen." (Sprichwort)
"Das Leben eines Menschen ist das, was seine Gedanken daraus machen." (Marc Aurel)