23.8. - 23.9.
Symbol: | |
Element: | Erde |
Herrscherplanet: | Merkur |
Lebensmotto: | Ich ordne mich ein. |
Im völligen Kontrast zum von sich selbst und seiner Kraft überzeugten Löwen steht die Jungfrau, die sich weniger an sich selbst, als an den Erfordernissen ihres Umfeldes ausrichtet. Woher kommt das? Hier hilft es, sich die unterschiedlichen Jahreszeitenqualitäten bewusst zu machen: August, der Monat des Löwen, gehört noch zum Sommer, September hingegen, der Monat der Jungfrau, leitet in den Herbst über. Die Sonne verliert an Kraft, die Tage werden kürzer und kühler, die ersten Blätter verfärben sich und die Natur tritt ihren Rückzug an. Jetzt ist es nicht an der Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen und mit den eigenen Projekten und Wünschen wie im Zeichen Löwe, sondern jetzt ist es an der Zeit, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen, zu deuten und sich danach zu richten. Alles Wachstum hat ein Ende, auf jeden Sommer folgt ein Winter. Und um die kommenden, harten Zeiten gut zu überstehen, muss Vorsorge getroffen werden: Die Ernte wird eingefahren, die Früchte des Sommers werden eingekocht und haltbar gemacht und notwendige Reparaturen werden noch erledigt.
Es geht darum, das Notwenige zu tun, sich nach den Umständen zu richten und vorausschauend zu planen. Noch ist es Zeit, noch steht der Winter nicht vor der Tür, aber die ersten Zeichen seines Kommens sind schon da - und kein Tierkreiszeichen ist besser darin, seine Umwelt genau zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen, um sich optimal auf das, was kommt, vorzubereiten, als die Jungfrau. Und kein anderes Zeichen kann so gut Risiken oder drohende Gefahren voraussehen. Hier ähnelt die Jungfrau einem Beutetier, das sehr genau alles in seiner Umgebung mit allen Sinnen wahrnehmen muss, wenn es überleben will (auch hier der Gegensatz zum Löwen, der ein Raubtier und zudem der "König der Tiere" ist).
Übertragen wir das oben beschriebene "Jungfrau-Szenario" auf die emotionale Ebene, so finden wir hier Menschen, die mit einer gewissen Vorsicht und Zurückhaltung der Welt begegnen. Die Welt wird im Innersten eines Jungfrau-Menschen als ein unberechenbarer Ort wahrgenommen, an dem es gilt, sich mit Vernunft, Ordnung und Vorausschauung zurechtzufinden. Gleichzeitig stellt die Welt und alles Irdische - zu dem auch der eigene Körper zählt - Ansprüche an jeden von uns. Hier ist kaum ein Tierkreiszeichen so talentiert wie die Jungfrau, vorhandene Bedingungen zu akzeptieren und sich ihnen anzupassen. Das Jungfrau-Ego stellt sich gern in den Dienst einer Sache und erlebt Erfüllung darin, sich nützlich zu machen und einer Aufgabe nachzukommen.
Auch die Fähigkeit, die eigenen Kräfte und Ressourcen gut einteilen zu können (wer weiß, was noch alles auf einen zukommt ...) gehören zum Jungfrau-Zeichen. Gerne werden auch Regeln und Anweisungen befolgt, um bloß alles "richtig" zu machen - denn Fehler kann sich eine echte Jungfrau nur schwer verzeihen. Das hat zum einen mit ihrem Bedürfnis, sich optimal an die Gegebenheiten anzupassen zu tun (und da braucht man keine Fehler, es soll ja optimal sein), zum anderen aber auch mit ihrem ausgeprägten Risikobewusstsein, was alles passieren könnte, wenn .... und da sind Fehler ja oft der erste Schritt ins Verderben - zumindest aus Jungfrau-Sicht. Und so gibt es bei all den Widrigkeiten dieser bedingten Welt und bei alledem, was schiefgehen kann, für eine echte Jungfrau nichts schöneres, als wenn alles so klappt, wie sie das klug und umsichtig im Voraus geplant hat. Einfach perfekt!
Von der Jungfrau können wir lernen, aufmerksam für unsere Umgebung zu sein. Was ist um mich herum, was ist zu tun und wie kann ich mich nützlich machen? - das sind Fragen, die sich die Jungfrau stellt. Auch die eigene Persönlichkeit weniger wichtig zu nehmen, sondern eher als Werkzeug zu begreifen, um etwas Größerem zu dienen, lehrt uns die Jungfrau. Und sie zeigt uns auch, wie wichtig Kleinigkeiten und Details sind: Kleine Unachtsamkeiten können - und wenn auch erst in ihrer Summe - große Probleme nach sich ziehen, kleine Dinge können aber auch das Leben schön und lebenswert machen.
Ein Jungfrau-Märchen: Die Prinzessin auf der Erbse
Es war einmal ein Prinz, der wollte eine Prinzessin heiraten. Aber das sollte eine wirkliche Prinzessin sein. Da reiste er in der ganzen Welt herum, um eine solche zu finden, aber überall fehlte etwas. Prinzessinnen gab es genug, aber ob es wirkliche Prinzessinnen waren, konnte er nie herausfinden. Immer war da etwas, was nicht ganz in Ordnung war. Da kam er wieder nach Hause und war ganz traurig, denn er wollte doch gern eine wirkliche Prinzessin haben.
Eines Abends zog ein furchtbares Wetter auf; es blitzte und donnerte, der Regen stürzte herab, und es war ganz entsetzlich. Da klopfte es an das Stadttor, und der alte König ging hin, um aufzumachen.
Es war eine Prinzessin, die draußen vor dem Tor stand. Aber wie sah sie vom Regen und dem bösen Wetter aus! Das Wasser lief ihr von den Haaren und Kleidern herab, lief in die Schnäbel der Schuhe hinein und zum Absatz wieder hinaus. Sie sagte, dass sie eine wirkliche Prinzessin wäre.
,Ja, das werden wir schon erfahren!' dachte die alte Königin, aber sie sagte nichts, ging in die Schlafkammer hinein, nahm alles Bettzeug ab und legte eine Erbse auf den Boden der Bettstelle. Dann nahm sie zwanzig Matratzen, legte sie auf die Erbse und dann noch zwanzig Eiderdaunendecken oben auf die Matratzen.
Hier sollte nun die Prinzessin die ganze Nacht über liegen. Am Morgen wurde sie gefragt, wie sie geschlafen hätte.
»Oh, entsetzlich schlecht!« sagte die Prinzessin. »Ich habe fast die ganze Nacht kein Auge geschlossen! Gott weiß, was in meinem Bett gewesen ist. Ich habe auf etwas Hartem gelegen, so dass ich am ganzen Körper ganz braun und blau bin! Es ist ganz entsetzlich!«
Daran konnte man sehen, dass sie eine wirkliche Prinzessin war, da sie durch die zwanzig Matratzen und die zwanzig Eiderdaunendecken die Erbse gespürt hatte. So feinfühlig konnte niemand sein außer einer echten Prinzessin.
Da nahm sie der Prinz zur Frau, denn nun wusste er, dass er eine wirkliche Prinzessin gefunden hatte. Und die Erbse kam auf die Kunstkammer, wo sie noch zu sehen ist, wenn sie niemand gestohlen hat.
Seht, das war eine wirkliche Geschichte!
Hans Christian Andersen
In diesem kurzen Märchen finden wir einige Bezüge zum Jungfrau-Thema: Da ist zum einen der Prinz, der gerne eine "wirkliche Prinzessin" heiraten möchte - hier haben wir den Perfektionismus der Jungfrau, den Wunsch, alles "richtig" zu machen. Und - auch das gehört zu Jungfrau - immer fehlt etwas, an jeder Prinzessin hat der Prinz etwas auszusetzen: "Immer war da etwas, was nicht ganz in Ordnung war." Einer echten Jungfrau kann man eben nichts vormachen, auch Kleinigkeiten werden wahrgenommen und wiegen mitunter schwer. Und so reist der Prinz unverrichteter Dinge wieder betrübt nach Hause - ja, die Jungfrau kann sich mit ihrem Perfektionismus und ihrer Vorstellung, wie es richtig zu sein hat, das Leben selber schwer machen. Und über den eigenen Schatten zu springen liegt ihr gar nicht - denn im Prinzip hat sie ja recht, sie hat sich ja alles gut überlegt - also warum davon abweichen?
Das Schicksal meint es aber gut mit dem Prinzen und so steht eines Abends im strömenden Regen eine echte Prinzessin vor der Tür - zumindest behauptet sie, eine zu sein. Wie sie da so vollkommen durchnässt steht, hat sie von ihrem Äußeren wahrscheinlich gar nichts prinzessinnenhaftes an sich, aber Äußerlichkeiten sind nicht das, worauf es der Jungfrau ankommt. "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" - keiner weiß das so gut, wie die Jungfrau und so wird die Prinzessin von der Mutter des Prinzen einer Prüfung unterzogen. In das Bett der Prinzessin legt die Königin unter zwanzig Matratzen und zwanzig Daunenbetten eine Erbse. Am nächsten Morgen wird die Prinzessin gefragt, wie sie geschlafen habe - und siehe da: furchtbar schlecht, denn sie hat auf etwas Hartem gelegen, so dass sie grün und blau am ganzen Körper ist. So empfindlich kann nur eine echte Prinzessin sein - und im übertragenen Sinn auch nur eine Jungfrau, die das berühmte Haar in jeder Suppe findet und für die schon Kleinigkeiten, die nicht stimmen (hier die Erbse), Katastrophen sein können (grün und blau am ganzen Körper, kein Auge zugetan).
Und so kann der Prinz ganz sicher sein, eine echte, weil geprüfte Prinzessin vor sich zu haben und endlich heiraten.
Zitate zum Jungfrau-Thema
"Vorsicht ist besser als Nachsicht." (Sprichwort)
"Erst die Arbeit, dann das Vergnügen." (Sprichwort)
"Durch Vernunft, nicht aber durch Gewalt soll man die Menschen zur Wahrheit führen."
(Denis Diderot)
"Kleinigkeiten machen die Summe des Lebens aus." (Charles Dickens)
"Ein Mönch sagte zu Joshu: `Ich bin gerade ins Kloster eingetreten. Bitte lehre mich.´
Joshu fragte: `Hast du deinen Reisbrei gegessen?´
Der Mönch antwortete: `Ich habe gegessen.´
Joshu sagte darauf: `Dann geh, und wasche deine Eßschale aus.´ " (Zen-Geschichte)