20.4. - 21.5.
Symbol: | |
Element: | Erde |
Herrscherplanet: | Venus |
Lebensmotto: | Ich habe |
Nachdem der Widder aufgebrochen ist, um Abenteuer zu bestehen und sich in der Welt zu behaupten, findet der Stier, dass es nun an der Zeit ist, sich an einem angenehmen Platz niederzulassen und zur Ruhe zu kommen. Hier, im Schatten eines großen Baumes, direkt neben einem Bach lässt es sich gut verweilen. Und so sitzt unser Stier da, lauscht auf das Rauschen des Windes, das Plätschern des Wassers und das Zwitschern der Vögel, erfreut sich an den duftenden Blumen und denkt sich: Hier ist es so schön, hier will ich bleiben. Wer weiß, ob ich jemals noch mal an einen so schönen Ort komme.
Und so baut sich der Stier eine Bleibe - etwas Solides, was Bestand hat und möglichen Unwettern oder anderen Unannehmlichkeiten trotzen kann. Und weil der Stier nichts mehr schätzt als seine Ruhe und ihm nichts mehr Sicherheit geben kann, als das, was er sein "eigen" nennt, macht er einen Zaun um sein Häuschen herum: Das ist meins!
Hinter dem Haus wird dann mit Umsicht und Sorgfalt der Garten angelegt. Hier ist der Stier ganz in seinem Element. Seine Naturverbundenheit, seine Freude an allem, was wächst und seine Geduld kann er bei der Gartenarbeit gut gebrauchen. Gleichzeitig schätzt unser Stier alles Selbstgemachte ("Da weiß man, was man hat") und was schmeckt besser als das Gemüse aus dem eigenen Garten? Und da der Stier die Welt vor allem auf einer sehr konkreten, praktischen Ebene erfährt, ist das selbst geerntete Gemüse nicht nur lecker, sondern auch der greifbare Lohn der geleisteten Arbeit. Überhaupt - Arbeit! Der Stier hat es gerne gemütlich und behaglich und da ist Arbeit nicht unbedingt das, was ihm die Tage versüßt. Andererseits: Wenn der Stier weiß, wofür er etwas tut und ihm der Lohn verlockend genug erscheint (meistens Dinge, die sein Leben in irgendeiner Form angenehmer, sicherer und komfortabler machen), dann ist er durchaus zur Arbeit zu motivieren - natürlich in seinem eigenen Tempo, aber mit einer guten Portion Ausdauer versehen. Und überhaupt: Zu jeder Arbeit gehört natürlich immer auch eine gute Pause, denn ein Motto unseres Stieres lautet: "In der Ruhe liegt die Kraft".
Der Stier lehrt uns, dass wir Sicherheit im Leben brauchen. Worin genau diese Sicherheit besteht - das muss jeder für sich entscheiden. Einem echten Stier gibt das persönliche Eigentum, ein gut gefülltes Bankkonto, aber auch die Orientierung an persönlich bedeutsamen Werten Sicherheit. Was ist mir etwas wert? "Wert" kann sich in Geld bemessen, aber auch in persönlicher Wertschätzung. Darüber hinaus können wir vom Stier Geduld lernen. Dinge, die Bestand haben sollen, brauchen Zeit zum Wachsen. Und Dinge, auf die wir uns verlassen wollen, müssen sich bewähren. Deshalb kann der Stier warten, Dinge auch aussitzen, wenn es sein muss. Aber am Ende weiß er, was er hat.
Auch Genuss ist eine Weisheit des Stieres. Das Leben bietet immer wieder Grund zum Genießen und Verweilen - sei es der Gesang eines Vogels, die bunten Blätter im Herbst oder ein gutes Essen, am besten im Kreis geschätzter Menschen. Genuss ist auch eine Möglichkeit, im Hier und Jetzt zu sein, ganz in diesem Augenblick. Und der Stier, als irdischstes aller Zeichen, ist genau dort zu Hause.
Ein Stier-Märchen: Vom Fischer und seiner Frau
Ein klassisches Stier-Märchen ist "Vom Fischer und seiner Frau". Hier begegnen wir neben den positiven, auch den Schattenseiten des Stiers.
Der Fischer repräsentiert viele positive Seiten des Stieres: die Naturverbundenheit und Geduld, was durch das Angeln zum Ausdruck kommt ("... und so saß er nun und saß"), aber auch die Gutmütigkeit, denn er lässt ohne zu zögern den gefangenen Butt, der sprechen kann, wieder frei und schenkt diesem sein Leben. Der Fischer ist mit seinem einfachen Leben, so wie es ist, zufrieden. Die Ursache hierfür kann zweierlei sein: Genügsamkeit, im Sinne eines: "Ich habe alles, was ich brauche", aber auch zuviel Passivität und Phlegma, um etwas zu verändern. Beides - sowohl die Zufriedenheit, mit dem, was man hat, aber auch das Phlegma, was einen davon abhält, mehr zu wollen, finden wir beim Stier.
Ganz anders die Frau des Fischers: Sie möchte vom Butt, der ja in Wirklichkeit ein verwunschener Prinz ist, eine Gegenleistung - auch das eine Seite des Stiers, nämlich berechnend zu sein: Ich habe was für dich getan, also tust du jetzt was für mich. Die Frau ist mit ihren Lebensumständen unzufrieden und möchte eine Verbesserung und drängt ihren Mann, nochmal zum Butt zu gehen. Der Mann möchte nicht, es ist ihm unangenehm, aber weil er keinen Streit mit seiner Frau will, gibt er um des lieben Friedens willen nach, getreu dem Motto: Du hast recht und ich meine Ruhe. Im Gegensatz zum kämpferischen Widder, der sich gerne auseinandersetzt, schätzt der Stier die Harmonie, weil sie Ruhe verspricht.
Der Butt erfüllt den Wunsch der Frau nach einem kleinen Häuschen und auch dem Fischer ist es recht: "So soll es bleiben."
Die Frau jedoch gerät in eine Spirale des immer-mehr-haben-wollens - hier begegnet uns ein Schatten des Stiers: Habgier, den Hals (der als Körperregion dem Stier zugeordnet wird) nicht voll bekommen. Immer größer und drängender werden ihre Wünsche und der Mann kann sich ihr nicht widersetzen, sondern gibt immer nach und geht - obwohl er es nicht möchte - immer wieder zum Butt. Beide - sowohl der Mann, als auch seine Frau - zeigen im Verlauf der Geschichte negative Stier-Aspekte: Habgier, die zum Zwang wird und Trägheit, die verhindert, dass der Mann seine Frau in die Schranken weist. Bei beiden Figuren zeigt sich zudem ein weiterer Schwachpunkt des Stieres: Unbeweglichkeit, denn beide können von ihren Haltungen nicht mehr abrücken. In manchen Fällen ist das eine Stärke, bei dem zu bleiben, wo man steht und stur weiterzumachen, egal was kommt (hier haben wir die berühmte Dickfelligkeit und Ausdauer des Stiers) - in anderen Fällen ist es aber besser, umzuschwenken, sich neu auszurichten. Für den sicherheitsliebenden Stier, der das Bewährte und Vertraute schätzt, eine echte Herausforderung.
Und so kommt es zur Katastrophe: Die Frau, die am Ende Gott sein will, weil sie jedes Maß verloren hat und ihrer Gier nach immer mehr völlig ausgeliefert ist, landet zusammen mit ihrem Mann, der sich ihr nicht widersetzen konnte, wieder in der Fischerhütte. Zu schnell zu viel gewollt und alles verloren - ein rechter Stier weiß eben, dass gut Ding Weile haben will. Hier jedoch wird er gezwungen, das zu tun, was ihm am meisten widerstrebt: loszulassen.
Zitate zum Stier-Thema
"In der Ruhe liegt die Kraft." (Sprichwort)
"Glück: Ein gutes Bankkonto, ein guter Koch und eine gute Verdauung." (Jean-Jacques Rousseau)
"Verweile doch, du bist so schön." (Goethe)
"Gut Ding will Weile haben." (Sprichwort)
"Die Blumen des eigenen Gartens duften nicht so stark wie die wilden Blumen, dafür halten sie länger." (Chinesisches Sprichwort)
"Denn alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit." (Nietzsche)