23.10. - 22.11.
Symbol: | |
Element: | Wasser |
Herrscherplanet: | Pluto |
Lebensmotto: | Ich ergründe. Ich binde mich an etwas. |
Auf den goldenen Oktober mit seinem bunten Herbstlaub folgt der November: Hier ist nichts mehr "golden", sondern die Natur tritt ihren Rückzug an. Die Bäume verlieren endgültig ihre Blätter, das Wetter wird kälter und ungemütlicher und die vielen Gedenk- bzw. Feiertage im November haben oft mit Tod und Trauer zu tun: Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag oder Totensonntag. Über diesen Monat herrscht nun das Tierkreiszeichen Skorpion, das sich durch einen Drang in die Tiefe auszeichnet. Ging es beim vorigen Tierkreiszeichen Waage darum, Gegensätze auszugleichen, Kompromisse zu finden und Harmonie herzustellen, so sucht der Skorpion sein Heil in Extremen: "Alles oder nichts!" lautet seine Devise. Alles Durchschnittliche, Ausgewogene ist ihm zuwider, er will ganz genau wissen, "was die Welt im Innersten zusammenhält" und ist dafür auch zu großen Opfern bereit.
"Intensität" ist ein wichtiges Stichwort für den Skorpion: Er braucht sie wie die Luft zum Atmen und deshalb muss er immer bis ans Äußerste gehen, bis an die Schmerzgrenze und wenn es sein muss, auch darüber hinaus. Kein anderes Tierkreiszeichen hat ein so starkes Bedürfnis, den Dingen auf den Grund zu gehen, Grenzen auszutesten, Tabus zu überschreiten und sich dem eigenen Schatten zu stellen wie der Skorpion.
Genauso wie die Natur im Winter symbolisch sterben muss, um im Frühling wieder aufs Neue zu erblühen, genauso gehört auch der Tod zum Leben und genauso muss all das, was sich in unserem Leben überlebt hat, sterben, damit Platz für Neues entsteht. Weichen wir dem aus, halten wir fest an Dingen, deren Zeit zu Ende ist, so erstarren wir, lähmen wir uns selbst aus Angst vor dem Tod und sterben so auch auf eine andere Art und Weise, weil wir uns vom Strom des Lebens abschneiden. Der Tod ist unausweichlich - das ist die weise Botschaft des Skorpions. Und so kreisen seine Themen letztendlich um all das, was mit dem Sterben und dessen Unvermeidbarkeit zu tun hat. Wichtig aber an dieser Stelle zu wissen: Leicht fällt dem Skorpion das Sterben nicht. Er trägt nicht die Erlösungssehnsucht der Fische in sich, sondern er geht in die Tiefe, er will das Leben mit allem, was dazugehört, intensiv spüren, und er versucht festzuhalten, die Kontrolle zu behalten, Macht zu gewinnen - um vielleicht doch dem Tod etwas abzutrotzen. Krisen und tiefe Wandlungserfahrungen sind deshalb untrennbar mit dem Skorpion verbunden, sein Wunsch, Macht über etwas zu haben, weicht dem Erleben tiefster Ohnmacht, wenn das Leben ihn zwingt loszulassen.
Im Idealfall haben wir es hier mit Menschen zu tun, die im Bewusstsein aller Endlichkeit sich unerschrocken und mutig auf das Leben mit all seinem Licht und Schatten einlassen, um dann, wenn es an der Zeit ist loszulassen. Solche Menschen lassen sich verwandeln vom Leben mit all seinen Anfängen und Abschieden - und können vielleicht gerade dadurch ein Stück Unsterblichkeit erlangen.
Der Skorpion zeigt uns, dass Abschied und Tod unweigerlich zum Leben gehören. Er schenkt uns eine Tiefendimension, die unser Leben unbedingt braucht: Alles Dunkle, Schattenhafte und Unbewusste soll uns lehren, dass wir nicht alles kontrollieren können, dass es Kräfte gibt, die uns übersteigen. Im Spannungsfeld von Mut und Demut, von Macht und Ohmmacht können wir diesen Kräften begegnen, im tiefen Vertrauen, dass der Wandel das einzig Beständige ist.
Ein Skorpion-Märchen: Frau Trude
Es war einmal ein kleines Mädchen, das war eigensinnig und vorwitzig, und wenn ihm seine Eltern etwas sagten, so gehorchte es nicht: wie konnte es dem gut gehen? Eines Tages sagte es zu seinen Eltern: "Ich habe so viel von der Frau Trude gehört, ich will einmal zu ihr hingehen, die Leute sagen, es sehe so wunderlich bei ihr aus, und erzählen, es seien so seltsame Dinge in ihrem Hause, da bin ich ganz neugierig geworden." Die Eltern verboten es ihr streng und sagten: "Die Frau Trude ist eine böse Frau, die gottlose Dinge treibt, und wenn du zu ihr hingehst, so bist du unser Kind nicht mehr." Aber das Mädchen kehrte sich nicht an das Verbot seiner Eltern und ging doch zu der Frau Trude. Und als es zu ihr kam, fragte die Frau Trude: "Warum bist du so bleich?" - "Ach," antwortete es und zitterte am Leibe, "ich habe mich so erschrocken über das, was ich gesehen habe." - "Was hast du gesehen?" - "Ich sah auf Eurer Stiege einen schwarzen Mann." - "Das war ein Köhler." - "Dann sah ich einen grünen Mann." - "Das war ein Jäger." - "Danach sah ich einen blutroten Mann." - "Das war ein Metzger." - "Ach, Frau Trude, mir grauste, ich sah durchs Fenster und sah Euch nicht, wohl aber den Teufel mit feurigem Kopf." - "Oho," sagte sie, "so hast du die Hexe in ihrem rechten Schmuck gesehen: ich habe schon lange auf dich gewartet und nach dir verlangt, du sollst mir leuchten." Da verwandelte sie das Mädchen in einen Holzblock und warf ihn ins Feuer. Und als er in voller Glut war, setzte sie sich daneben, wärmte sich daran und sprach: "Das leuchtet einmal hell!"
Brüder Grimm, Kinder- und Hausmärchen
In diesem kurzen Märchen geht es um ein kleines Mädchen, das eigenwillig und vorwitzig ist. Als das Kind von Frau Trude hört, von der man sich seltsame und wunderliche Dinge erzählt, will es unbedingt dort hingehen - trotz der Warnung der Eltern, dass Frau Trude eine böse und gottlose Frau sei und dass die Eltern es verstoßen würden, wenn es zu Frau Trude ginge. Hier finden wir den Drang des Skorpions, Tabus zu übertreten und sich von dunklen, gefährlichen Dingen angezogen zu fühlen, um die andere einen großen Bogen machen. Das Verbot der Eltern erhöht für das Kind vielleicht sogar den Reiz, die Hexe aufzusuchen. Bei Frau Trude angekommen, sieht das Mädchen seltsame Dinge - einen schwarzen, einen grünen und einen blutroten Mann. Es sind der Köhler, der Jäger und der Metzger. Im übertragenen Sinn ist hier die Fähigkeit des Skorpions, den Dingen auf den Grund zu gehen, hinter die Fassade zu schauen, angesprochen. Und deshalb sieht das Mädchen beim Blick durch das Fenster auch nicht eine alte Frau, sondern den Teufel selbst. Und obwohl das Mädchen sich darüber sehr erschreckt und am ganzen Leib zittert und bleich ist, bleibt es und erzählt der Hexe, was es gesehen hat. Frau Trude, die schon lange auf das Mädchen gewartet hat, verwandelt es daraufhin in einen Holzblock und wirft es ins Feuer. Das Dunkle, Geheimnisvolle, das den Skorpion oft magisch anzieht, ist auch gefährlich. Hier ist viel Weisheit, Erfahrung und Respekt vor den starken Mächten nötig, um nicht verschlungen zu werden und sich selbst zu verlieren. Das kleine, vorwitzige Mädchen hat diese Eigenschaften nicht und wird deshalb von den dunklen Kräften verbrannt.
Zitate zum Skorpion-Thema
"Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein. "
(Friedrich Nietzsche)
"Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Friedrich Nietzsche)
"Und so lang Du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde." (Goethe)
"Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft." (Friedrich Schleiermacher)
"Ich nehme es dir übel, wenn du mir nicht alles gibst.
Ich fordere, dass du vollkommen gibst, was du bist." (Fritz Perls)
"Denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht." (Goethe)